Regeln der Groß- und Kleinschreibung in der Bachelorarbeit

Groß- und Kleinschreibung
Inhalt

„Er verweigerte Speise und Trank“ oder „er verweigerte Speise und trank“? Hier wird schnell deutlich, wie wichtig die richtige Groß- und Kleinschreibung für den Inhalt eines Textes ist. Neben inhaltlichen Abweichungen kommt es dadurch in der Bachelorarbeit auch häufig schlicht zu falscher Rechtschreibung. Im Leitfaden der Universität Hohenheim wird daher ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei einer Vielzahl gravierender Fehler die Arbeit als „nicht bestanden“ bewertet wird.

Auch der Leitfaden der Universität Osnabrück bestätigt das und macht zudem die neue deutsche Rechtschreibung geltend.
Es ist zu schade, wenn die beste Bachelorarbeit aufgrund von Unsicherheiten in Bezug auf die Groß- und Kleinschreibung keine Beachtung findet. Die folgenden Regeln dienen als Hilfestellung und beseitigen alle Unklarheiten.

Was wird kleingeschrieben?

Die gute Nachricht ist: Der Großteil der Wortgruppen wird im Deutschen kleingeschrieben. Zusammengefasst handelt es sich dabei um:

  • Verben (z.B. gehen, forschen, sprechen, tanzen)
  • Adjektive (z.B. schön, lustig, düster, hell, dunkel)
  • Artikel (z.B. der, die, das, ein, ein/e/r)
  • Pronomen (z.B. wir, mein, sich, welcher)
  • Präpositionen (z.B. auf, unter, neben, nach, vor)
  • Adverbien (z.B. hier, dort, heute, morgen, gern, vielleicht, darum)
  • Partizipien (z.B. lachend, laufend, sehend)
  • Superlative (z.B. am besten, am liebsten).

Substantive hingegen werden großgeschrieben. Es sei denn, sie ändern ihre Wortart.

Beispiele für die Desubstantivierung:

  • die Pleite -> er war pleite
  • der Dank -> dank seiner Mithilfe
  • das Paar -> ein paar Bücher
  • der Mittag -> er isst mittags gerne Döner

Es gibt außerdem Wörter wie „recht“ und „unrecht“, die in Verbindung mit bestimmten Verben klein geschrieben werden können, aber nicht müssen. Beide Schreibweisen sind richtig.

Beispiele:

  • Ich habe unrecht / Unrecht.
  • Ich gebe ihm recht / Recht.

Bei Pronomen fällt leider immer wieder auf, dass die höfliche Anrede im Text und in privaten Briefen nur sehr wenigen bekannt ist. Im Beispiel „Ist Ihnen diese Regelung bekannt?“ wird der Leser direkt angesprochen. Folglich muss das Pronomen großgeschrieben werden. Spricht man allerdings über eine Gruppe, heißt es folgerichtig „die Regel war ihnen (der Gruppe) nicht bekannt“.

Zeitadverbien werden meist kleingeschrieben. Außer ihnen wird ein Erkennungsmerkmal vorangestellt. So wird aus „an die Arbeit setze ich mich morgen“ schnell ein „heute Morgen habe ich mich an die Arbeit gesetzt“.

Die Kleinschreibung ist eigentlich bekannt und erfolgt recht intuitiv. Schwierig wird es hingegen bei o.g. Ausnahmen und Substantivierungen. Wer die hier aufgelisteten Regeln berücksichtigt, bringt einen großen Part seiner Bachelorarbeit direkt aus der Gefahrenzone. Trotzdem sollte man auf ein Lektorat der Bachelorarbeit nicht verzichten, wenn man nicht 100% sicher ist, alle Regeln der Rechtschreibung und Grammatik eingehalten zu haben.

Großschreibung am Satzanfang und nach dem Doppelpunkt

Satzanfänge werden immer großgeschrieben. Aus diesem Grund schreibt man die Präposition „aus“ in diesem Satz groß. Diese Regel gilt auch für Kurzsätze wie „Halt!“, „Stopp!“ oder „Wie bitte?“.

Für Bachelorarbeiten besonders interessant ist der Hinweis von Pons, dass die Satzanfangsregelung auch für Überschriften und Buchtitel gilt (Balcik/Röhe 2016 : 526).

In wissenschaftlichen Arbeiten kommt die Doppelpunkt-Setzung der Interpunktion sehr häufig vor. Dabei gilt, dass es nach dem Doppelpunkt groß weiter geht, wenn ein ganzer Satz folgt. Ist dies, wie etwa bei Aufzählungen, nicht der Fall, muss es klein weiter gehen.

Beispiel:

  • Er wusste es genau: Auf den Doppelpunkt folgte ein ganzer Satz.
  • Was nach dem Doppelpunkt fehlte: ein ganzer Satz.

Großschreibung von Substantiven, Eigennamen und Fachbegriffen

Schulkindern bringt man bei, dass alles, was man anfassen kann, großgeschrieben wird. Diese Erklärung ist allerdings etwas lückenhaft. „Gedanken“ kann man nicht anfassen. Das Wort wird aber trotzdem großgeschrieben.
Ein Substantiv oder Nomen gibt den Dingen einen Namen. Es bezeichnet in der Regel eine Sache, ein Lebewesen, einen Begriff oder einen Sachverhalt.

Sich während des Schreibens der Arbeit aber immer noch damit zu beschäftigen, ob es sich nun um einen Begriff, eine Sache oder ähnliches handelt, ist viel zu Zeit raubend und verdirbt den wissenschaftlichen Schreibstil. Viel leichter zu erkennen sind Substantive und damit die Großschreibung des Wortes an Ihren Begleitern. Dazu zählen vorangestellten Artikel (z.B. der Gedanke, ein Haus, am Baum), Zahlwörter (z.B. fünf Proben), Pronomen (z.B. meine Schuhe) und Adjektive (z.B. lustige Einfälle).

Ein anderes Merkmal der Großschreibung sind Wortendungen. Alle Wörter mit den Endungen –ung, -heit, -keit, -lein, -chen, -tion, -schaft, -sel, -nis, -sal, -turn und –ling werden großgeschrieben.

Beispiele:

  • Zeitung, Menschlichkeit, Gesundheit.

Neben Substantiven werden Eigennamen großgeschrieben. Das gilt für Vor- und Nachnamen, aber auch für Zahlwörter oder Adjektive, die den Namen ausmachen.

Beispiele:

  • Karl der Große, Pippin der Fünfte.

Die Eigennamenregelung gilt auch für Städte, Länder und geografische Bezeichnungen sowie historische Ereignisse.

Beispiele:

  • das Schwarze Meer, der Zweite Weltkrieg.

Außerdem unterliegen auch Straßennamen den Regeln der Groß- und Kleinschreibung. Das erste Wort eines Straßennamens wird somit immer großgeschrieben.

Fachbegriffe zählen zur Kategorie der Eigennamen.

Beispiele:

  • die Schwarze Witwe (Biologie), der Große Belt (Geografie).

Trotzdem gibt es auch hier wieder Ausnahmen, die man im Zweifelsfall kennen muss, z.B. der graue Star (Medizin) oder die eiserne Lunge (Medizin) (Balcik/Röhe 2017 : 55).

Veränderung der Groß- und Kleinschreibung durch Substantivierung

Eingangs wurde bereits angedeutet, dass es hauptsächlich bei Verben und Adjektiven zur Groß- und Kleinschreibung kommen kann.
Obwohl es sich beispielsweise bei „zubereiten“ um ein Verb handelt, liest man oft, dass „das Zubereiten der Mahlzeit einfach war“. Viele fragen sich, warum „ist alles gut“ während wir zum Geburtstag „alles Gute“ wünschen?
Grund für die Großschreibung von Verben und Adjektiven ist die Substantivierung.

Allerdings hört sich das komplizierter an, als es ist, denn auch in diesem Fall gibt es zahlreiche Erkennungsmerkmale, die den Wortartenwechsel verdeutlichen. Substantivierungen sind – wie Substantive – ganz einfach an vorangestellten Artikeln, Pronomen, Mengenangaben, Präpositionen oder Attributen zu erkennen (vgl. Balcik/Röhe 2017 : 49ff).

Beispiel für vorangestellte Artikel:

  • Ein Gutes hatte es.

Beispiel für vorangestellte Pronomen:

  • Mein Denken war ein Fehler.

Beispiel für vorangestellte Mengenangaben:

  • Viel Trinken ist gesund für den Körper.

Beispiel für vorangestellte Präposition:

  • Von Nahem betrachtet, sah die Sache anders aus.

Beispiel für vorangestelltes Attribut:

  • Sein lautes Lachen störte die anderen beim Lernen.

Wer genau aufgepasst hat, findet im letzten Beispiel zudem eine Substantivierung durch vorangestellten versteckten Artikel.

Ganz besonders Acht geben muss man allerdings bei Superlativen in der Steigerungsform. Diese werden immer kleingeschrieben, obwohl es aussieht, als stünde ein versteckter Artikel davor. Daher heißt es: „Diese Lösung finde ich am besten.“.

Freuen darf sich hingegen jeder, der ein „auf“ voranstellt. Denn dann besteht die freie Wahl zwischen Groß- oder Kleinschreibung. An dieser Stelle noch ein Tipp für die Bachelorarbeit: Hat man sich einmal für eine Variante entschieden, sollte man innerhalb seiner Arbeit dabei bleiben. Sonst fühlt der Betreuer sich eventuell gekränkt und aufs schwerste / Schwerste beleidigt.

Groß- und Kleinschreibung von Zahlen

Numerische Angaben spielen in Bachelorarbeiten häufig eine Rolle (siehe auch Balcik/Röhe 2017 : 171ff). Die ursprüngliche Druckerregel, Zahlen von eins bis zwölf auszuschreiben und ab 13 zu beziffern, ist nicht mehr allgemein gültig (vgl. Hoffmann 2015 : 48).

Bei der Schreibung von numerischen Angaben wird vielmehr nach Situation und Textart entschieden. Kapitelbezeichnungen oder Zahlen in Verbindung mit Einheiten wie Kilogramm oder Watt werden in Ziffern geschrieben. Dadurch stellt sich hier die Frage der Groß- und Kleinschreibung nicht. Das gilt ebenso für technische, naturwissenschaftliche oder wirtschaftliche Texte, in denen Zahlen eine große Rolle spielen und es sich um eine empirische Arbeit handelt (vgl. Hoffmann 2015 : 48).

1-12 werden hingegen im normalen Fließtext weiterhin aus- und meist kleingeschrieben. Es heißt also richtig: von eins bis zwölf. Vor allem Mengen-, Alters- und Zeitangaben sind davon betroffen.

Beispiele:

  • drei Autoren, Kinder über sechs, ab fünf Uhr, zwölf Uhr mittags

Zahlen in Ziffern kann man via Bindestrich mit anderen Wörtern verbinden. Die angeschlossenen Wörter werden klein geschrieben.

Beispiele:

  • 14-jähriger Proband, 58-seitige Arbeit.

Sind bei Zahlangaben jedoch Ziffern gemeint und werden sie als Substantive genutzt, werden sie großgeschrieben. Das gilt auch für Zahlennomen und Bruch- oder Ordnungszahlen.

Beispiele:

  • Er hatte eine Drei in Deutsch.
  • Sie hat eine Fünf gewürfelt.

Hier fallen übrigens auch die vorgestellten Artikel bzw. Mengenangaben als Erkennungszeichen für eine darauffolgende Großschreibung auf. Diese fehlen, wenn mit der Angabe unbestimmte Mengen gemeint sind. Folglich darf es dann „sie hatte dutzende von Unterlagen vorliegen“ heißen.

Zusammengefasst gilt also die Regel, dass primär alles kleingeschrieben wird. Es sei denn, es handelt sich um einen Satzanfang, ein Substantiv, einen Eigennamen oder einen Wortartenwechsel. Letzteres ist deutlich an vorangestellten Merkmalen wie Artikeln oder Pronomen oder an einer Veränderung der Wortendung zu erkennen.

Literatur

Balcik, Ines/Röhe, Klaus (2017): Pons. Deutsche Grammatik & Rechtschreibung. Alle wichtigen Regeln – einfach und verständlich, Stuttgart.

Hoffmann, Monika (2015): Deutsch fürs Studium: Grammatik und Rechtschreibung, Paderborn.

Weiterführende Literatur:

Hoffmann, Monika (2015): Deutsch fürs Studium: Grammatik und Rechtschreibung, Paderborn.

Menzel, Wolfgang Walter/Haas, Christoph (2010): Deutsch Rechtschreibung, München.

Moll, Melanie/Thielmann, Winfried (2017): Wissenschaftliches Deutsch. Wie es geht und worauf es dabei ankommt, Konstanz.

Scholze-Stubenrecht, Werner (2006): Duden: Die deutsche Rechtschreibung, 24. Aufl. Mannheim.

Wöllstein, Angelika/Dudenredaktion (2016): Duden: die Grammatik : unentbehrlich für richtiges Deutsch, Mannheim.

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