Hypothesen formulieren

Hypothesen formulieren
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Das Herzstück der Bachelorarbeit bildet die Forschungsfrage. Sie gibt den Inhalt vor, der schließlich in der Arbeit diskutiert werden soll. Sie könnte beispielsweise lauten: Lernen Kinder früher Lesen, wenn ihnen im Kleinkindalter regelmäßig vorgelesen wurde?“ Um diese Frage in der Bachelorarbeit dann zu untersuchen, empfiehlt es sich Hypothesen zu bilden, die im Anschluß empirisch geprüft werden können.

Was ist eine Hypothese?

Der Begriff Hypothese stammt aus dem Griechischen und bedeutet dort so viel wie „Unterstellung“. Hypothesen (Siehe dazu auch den Leitfaden der Universität Mannheim) sind also Annahmen und Vermutungen, die sich dementsprechend auf die Forschungsfrage beziehen. Sie können bewiesen oder widerlegt werden und liefern auf diese Art und Weise einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung der Forschungsfrage. Für die Beispiels-Forschungsfrage könnte beispielsweise folgende Hypothese gebildet werden:

Kinder, denen im Kleinkindalter regelmäßig vorgelesen wurde, lesen früher selbstständig als solche, denen nicht regelmäßig vorgelesen wurde.

Gut vorbereiten

Zwar basieren Hypothesen auf zu prüfenden Annahmen, sie sollten aber dennoch ein theoretisches Fundament aufweisen und keine ad-hoc Mutmaßungen sein (vgl. Corsten et al. 2017, S. 6). Daher ist im Vorfeld eine intensive Auseinandersetzung mit dem Forschungsfeld sehr wichtig. Bei der ausführlichen Literaturrecherche (Vgl. die Hinweise der Ludwig-Maximilians-Universität München) sollte man sich deshalb möglichst genau über den aktuellen Forschungsstand informieren. Oft entdeckt man dabei schon Ergebnisse zu Fragen, die man sonst selber gestellt hätte und erhält überdies Anregungen, was noch untersucht werden könnte.

Von der Forschungsfrage zu den Hypothesen

Zunächst einmal sollte man bereits bestehende Erkenntnisse sichten und sich dann für die Bachelorarbeit mit dem aktuellen Stand der Forschung vertraut machen. Gibt es schon Forschungsergebnisse, die dementsprechend mit einbezogen werden können? Oder müssen bestimmte Annahmen überdies selbst überprüft werden? Möglicherweise ergibt sich aus dem vorhandenen Material bereits eine Richtung, in die die eigene Forschung schließlich gehen kann. Und manchmal tauchen bei der Literaturrecherche auch noch zusätzliche Aspekte, die in der eigenen Arbeit berücksichtigt werden können.

Verschiedene Arten von Hypothesen sind: Arbeitshypothesen, Zusammenhangshypothesen, Unterschiedshypothesen, Verteilungshypothesen (siehe Weber 2005, 2.2.1.3).

Hypothesenbildung

Hypothesen müssen immer einen Zusammenhang zwischen mindestens zwei Faktoren beschreiben. In unserem Beispiel ist es die vermutete Korrelation zwischen regelmäßigem Vorlesen und dem späteren eigenständigen Lesen.
Wichtig sind außerdem folgende Punkte: Die Hypothese sollte einen hinreichend großen Informationsgehalt haben und logisch aufgebaut sein. Sie sollte empirisch prüfbar und falsifizierbar sein sowie präzise und eindeutig und theoretisch fundiert (vgl. Kornmeier 2008, S. 131).
Die zu testenden Annahmen sollten also so genau wie möglich formuliert sein. So wird dem Leser der Arbeit eindeutig klar, was gemeint ist und was man untersucht hat.

Hypothesen überprüfen

Sind die Hypothesen formuliert und ausgewählt, geht es an die empirische Überprüfung. Dazu muss zunächst die passende Forschungsmethode ausgewählt werden, denn eine Hypothese „muss etwas über die Wirklichkeit aussagen, das durch empirische Daten nachgeprüft werden kann.“ (Ernst et al, 2002, S. 87).
In unserem Beispiel würde sich die Erhebung anhand eines qualitativen Fragebogens für Eltern von Kindern, die bereits selbstständig lesen, eignen. Diesen würde man anhand der zugrundeliegenden Hypothesen entwickeln und versuchen, diese so gut wie möglich abzufragen und zu überprüfen. In Bezug auf Hypothese 1 könnten die Fragen beispielsweise lauten:
„Wie oft haben Sie Ihrem Kleinkind in der Woche vorgelesen“ sowie „Wann hat ihr Kind begonnen, selbstständig zu lesen?“

Ergibt sich bei der Auswertung der Ergebnisse dann ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Vorlesehäufigkeit im Kleinkindalter (oft) und dem Start des selbstständigen Lesens (früher als bei Kindern, denen nicht oft vorgelesen wurde), kann Hypothese 1 bestätigt werden. Lässt sich kein Zusammenhang erkennen, kann diese Hypothese verworfen werden. So werden nach und nach alle gebildeten Hypothesen überprüft und tragen damit jeweils ein Stück zur Beantwortung der Forschungsfrage bei.

Ergebnisse zusammentragen

Im Ergebnisteil der Bachelorarbeit werden die Auswertungen der Forschung dann zusammengetragen und ausführlich dargelegt. Welche Hypothese konnte wie deutlich belegt oder verworfen werden? Im Fazit kann man dann Schlussfolgerungen ziehen und gegebenenfalls auch weitere Ansätze ansprechen, die sich aus den Ergebnissen ergeben und die man weiterverfolgen kann. Zum Abschluss sollte man sich überlegen, ein Lektorat der Bachelorarbeit in Anspruch zu nehmen, um neben der Rechtschreibung auch den roten Faden und die Logik der eigenen Schlussfolgerungen prüfen zu lassen.

Hypothesen sind für das wissenschaftliche Arbeiten wichtige Stützpfeiler. Sie leiten sich aus der Forschungsfrage ab und unterstellen einen kausalen Zusammenhang. Dieser kann man dann anhand von empirischen Methoden prüfen. Wichtig bei der Hypothesenbildung ist vorab eine gründliche Recherche des aktuellen Forschungsstandes, dass die Hypothese über einen hinreichend großen Informationsgehalt verfügt, sie logisch aufgebaut, empirisch prüfbar und falsifizierbar sowie präzise und theoretisch fundiert ist. Die Ergebnisse der getesteten Hypothesen werden im Ergebnisteil zusammengefasst und im Fazit diskutiert.

Literatur

Andermann, Ulrich / Drees, Martin / Grätz, Frank (2006): Wie verfasst man wissenschaftliche Arbeiten? Ein Leitfaden für das Studium und die Promotion (Duden), Mannheim.

Corsten, Hans / Corsten, Martina (2017): Schritt für Schritt zur Bachelorarbeit, München.

Ernst, Wiebke / Jetzkowitz, Jens / König, Matthias / Schneider, Jörg (2002): Wissenschaftliches Arbeiten für Soziologen, München.

Karmasin, Matthias / Ribing, Rainer (2006): Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten, Wien.

Kornmeier, Martin (2008): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht: Für Bachelor, Master und Dissertation, Bern.

Seiffert, H. (2003): Einführung in die Wissenschaftstheorie, Bd. I, 12. Aufl., München.

Weber, Daniela (2015): Wissenschaftlich arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler, Weinheim.

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